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Entwicklung des Fußballsport

Entwicklung des Fußballsport

Verfolgt man die Geschichte dieser Sportart über die Jahrhunderte hinweg, so muss man schon bis etwa 3000 vor Christi Geburt zurückgehen, um die Anfänge des Spiels zu finden. Zu dieser Zeit wurde in China ein Spiel betrieben, das man "Tsu Chu" nannte, was soviel bedeutete, wie den Ball mit dem Fuße stoßen. Es war ein Sport, der vorzugsweise von Soldaten betrieben wurde. Zwei Mannschaften standen sich vor dem kaiserlichen Palast als Gegner gegenüber. Es galt, den Ball in ein Tornetz zu spielen, das zwischen zwei mehrere Meter hohen Bambusstangen ausgespannt war. Je nach Erfolg wurden für die Torschüsse Punkte vergeben und sogar Geschenke an die Spieler verteilt. Noch vor Christi Geburt kam es dann zur Herausbildung einiger fester Spielregeln. Sie enthielten Angaben über Spielführer, feste Mannschaftsposten, den Ball, Herrichtung des Balles usw. Während man anfänglich noch Bälle mit einer Haarfüllung verwandte, verstand man es in späteren Jahrhunderten, Luft in eine Lederhülle einzuschließen, so dass man über ein vorzügliches Spielgerät verfügte.

Es liegt die Vermutung nahe, dass von China aus das Fußballspiel nach Japan kam, sich dort aber einige Abwandlungen gefallen lassen musste. Seit dem Jahre 587 n. Chr. kennt man in Japan einen kultischen Kreisfußball, "Kemari", der bis in unsere Tage erhalten geblieben ist.

Japan ist nicht das einzige Beispiel, das uns zeigt, wie eng manchmal Religion und Ballspiel miteinander verflochten sind. So wurde bei ganz bestimmten religiösen Festen in Hinterindien und in Indonesien auch ein Kreisfußballspiel betrieben. Kultische Ballspiele kennt man genauso von den Siouxindianern in Nordamerika wie von den Azteken in Mexiko, aber auch aus Deutschland, England, Frankreich und noch manch anderen Ländern.

Im Mittelmeerbereich sind es die Ägypter, Griechen und Römer, die dem Fußballspiel huldigten. Für Ägypten lässt sich das aus Gräberfunden schon für das Jahr 2000 v. Chr. nachweisen. Noch heute zeigen die Museen Bälle der damaligen Zeit. Bei den Griechen wurde das "Episkyros" gespielt, ein Spiel, das einige Ähnlichkeit mit dem Fußball aufweist; aber es gibt keine Sicherheit dafür, dass gerade dieses Ballspiel für uns Europäer Ausgangspunkt für das Fußballspiel war. Ganz ähnlich verhält es sich mit dem von den Römern betriebenen "harpastum". Auch hier sind die Aussagen der Schriftsteller zu ungenau, um daraus den Fußball direkt ableiten zu können. "Harpastum" ähnelte vielleicht mehr einem Ballkampf als einem Fußballspiel, da der Ball in das Tor getragen werden durfte.

Durch die römischen Legionäre kam "harpastum" auch nach Britannien, in das "Mutterland" des modernen Fußballspiels. Daraus allein lässt sich aber auf keinen Fall ableiten, dass nur hier und dadurch das heutige Spiel entstehen konnte. Sicher ist nur, dass auch die in Britannien ansässige Bevölkerung Ballspiele kannte. Doch weiß man nicht, ob mit der Zeit nicht auch in die germanischen Ballspiele Elemente des "harpastum" der Legionäre übernommen wurden und daraus ein neues Spiel entstand.

Im England des Mittelalters nun haben Ballspiele im Leben des einzelnen einen so fest bestimmten Platz, dass sogar königliche Edikte erlassen werden mussten, um dem nutzlosen Ballspiel Einhalt zu gebieten. So geschehen 1315 und 1349. Ein durchschlagender Erfolg war jedoch den Verboten und Erlassen nicht beschieden. Trotz allem setzte sich das Fußballspiel durch, denn 200 Jahre später findet ein Kritiker des Spiels so harte Worte wie: - "...das Fußballspiel sei ein Zeitvertreib des Teufels und eine Quelle von Neid, Erbitterung und Groll, ja sogar von Mord und Totschlag." Zu dieser Zeit standen sich in England die Mannschaften geschlossener Dörfer gegenüber. Es war jeweils ein erbittertes Ringen zwischen der gesamten männlichen Bevölkerung zweier Dörfer. Als Sieger galt diejenige Mannschaft, der es gelang, den Ball durch das Tor der anderen Ortschaft zu treiben. Später wurde von den Massenschlachten abgegangen, und man beschränkte die Zahl der Spieler auf 30 bis 40 Mann pro Dorf. Gleichzeitig wurden zwei Büsche als "Tor" gewählt.

Auch Frankreich war zu jener Zeit eine wahre Hochburg des Fußballspiels. So hatte doch das französische Kloster Auxerre im 14. Jahrhundert von seinen neueintretenden Mönchen gefordert, dass sie bei ihrem Eintritt einen Fußball mitbringen.

In Italien war die Leidenschaft für das Fußballspiel so groß, dass im 16. Jahrhundert, als Florenz mit dein Prinzen von Oranien im Kriege lag, ein Wettspiel zwischen Belagerten und Belagerern stattfand. Es wurde durchaus für richtig befunden, dass die Adligen neben der Kunst des Waffenhandwerks auch die Kunst des Fußballspiels erlernen mussten. Nicht weniger als drei Päpste aus der Familie der Medici waren in ihrer Jugend leidenschaftliche Fußballspieler.

Alle diese "Fußballspiele" waren jedoch ein Mischmasch von Rugby und Fußball. Erst im 19. Jahrhundert entwickelten sich allmählich zwei verschiedene Sportarten daraus. Die enge Verwandtschaft zwischen Rugby und Fußball wird deutlich, wenn man hört, dass in der damaligen Zeit eine Mannschaft mit einem Torwart, einem Verteidiger, einem Läufer und acht Stürmern spielte.

Im Jahre 1863 kam es in England zur Gründung der "Football-Association" (Fußballverband). Um richtig spielen zu können, mussten zuerst vollständig neue Regeln aufgestellt werden. Erstaunlich ist dabei die Tatsache, welche Sicherheit und Voraussicht diese Männer der damaligen Zeit besessen haben, denn mit mehr oder weniger großen Abwandlungen gelten die damals gegebenen Regeln noch heute.

Genau zwanzig Jahre dauerte es, bis man erkannte, das das Fußballspiel eine andere Mannschaftsgliederung erforderte als Rugby. 1883 kam es zu der uns als WM-System geläufige Aufstellung: ein Torwart, zwei Verteidiger, drei Läufer und fünf Stürmer.

Freilich gab es in den ersten Jahren und Jahrzehnten manche Kuriositäten, die eben erst so richtig zeigen, wie sich ein Ballspiel bei einem stets gleichbleibendem Spielgedanken fortgesetzt weiterentwickeln kann. Der feindliche Torwart durfte z. B. mit den Händen angefasst oder auch auf den Armen getragen werden, solange er den Ball in den Händen hielt. Oder zeitweilig amtierten zwei, ja sogar drei Schiedsrichter zur gleichen Zeit bei einem Spiel. Auch war es bei deutschen Clubs den Schiedsrichtern erlaubt, bei Regelverstößen an Ort und Stelle eine Geldstrafe zu verhängen. All das hat aber nicht verhindert, dass das Spiel sich durchsetzte und von Jahr zu Jahr an Beliebtheit und Ansehen gewann.

Durch junge Engländer verbreitete sich das Fußballspiel rasch auf dem Kontinent. Außerdem lernten viele junge Kontinentaleuropäer das Spiel in England selbst kennen und brachten es mit in ihre Heimat. Der Tatendrang der jungen Leute führte überall zur Gründung von Vereinen und Clubs, die sich eifrig dem Fußballspiel widmeten. Wenn sie auch als Narren verlacht wurden, ja sogar polizeiliche Maßnahmen über sich ergehen lassen mussten, sie ließen sich trotzdem nicht von dieser Art der sportlichen Betätigung abhalten.

Bereits vor der Jahrhundertwende begann der internationale Spielverkehr, und 1904 wurde der Internationale Fußballverband, die FIFA, gegründet. Zwei Jahre später, 1906, bei den Zwischenolympischen Spielen in Athen, findet sich Fußball im Veranstaltungsprogramm. Seit den Olympischen Spielen 1908 sind Fußballturniere ein Bestandteil dieser festlichen Tage.

Auch nach Deutschland kam das Spiel noch vor der Jahrhundertwende und fand schnell begeisterte Anhänger. Alle in Deutschland bestehenden Vereine schlossen sich am 28. Januar 1900 in Leipzig zum Deutschen Fußball-Bund zusammen. Und schon drei Jahre später, im Jahre 1903, konnte in Hamburg der erste deutsche Fußballmeister ermittelt werden. im Jahre 1908 kam es in Basel zum ersten offiziellen Länderspiel Deutschlands gegen die Schweiz.

In Österreich begann man ungefähr zur gleichen Zeit wie in Deutschland mit dem Fußballspiel. 1894 wurde der "First Vienna Football Club" gegründet. Die Serie der Länderkämpfe eröffnete Österreich 1901 durch einen 4 : 0-Erfolg über die Schweiz.

England, das Mutterland des Fußballspiels, wurde zum Lehrmeister für die ganze Fußball spielende Welt. Wohl hat jede Nation ihren Stil gefunden und auf ihre Weise abgewandelt, aber den englischen Ruf hat bislang noch kein Volk erreichen können. Bis vor wenigen Jahren galten die Briten in ihrer Heimat als nahezu unschlagbar. Welche Sonderstellung der englische Fußball einnahm, wird deutlich wenn man bedenkt, dass er über sechs Jahrzehnte hinweg ungekrönter König dieses Weltspiels war, obwohl es noch nie einer englischen Mannschaft geglückt ist, bei einer Weltmeisterschaft zu siegen.

Die eindeutige Vorherrschaft wurde den Engländern erstmals nach dem ersten Weltkrieg streitig gemacht, als kometenhaft der Aufstieg des südamerikanischen Fußballs begann. Bis fast in die Mitte der zwanziger Jahre hatten die Europäer keine Ahnung und kein Vorstellungsvermögen vom Können der einzelnen südamerikanischen Völker. Wie ein Paukenschlag kam daher 1924 der Olympiasieg von Uruguay. Die Spieler aus diesem Land brachten es immerhin im Laufe der letzten 30 Jahre zu zwei Weltmeistertiteln und zwei Olympiasiegen. Und seit der letzten Weltmeisterschaft erstrahlt durch Brasilien der Stern Südamerikas vollends in hellem Licht. Ähnlich wie die Südamerikaner in den zwanziger Jahren die Welt in Erstaunen versetzten, waren es nach dem zweiten Weltkrieg die Ungarn. Ihnen blieb es vorbehalten, den Engländern die erste Heimniederlage beizubringen.

In unserer heutigen Zeit ist Fußball teilweise fast zu einer Vergnügungsindustrie geworden, die bei besonderen Anlässen unvorstellbare Massen in Bann zu schlagen weiß. Die damit auftretenden Erscheinungen zeigen sehr oft Züge von Massenwahn, auf jeden Fall aber Vorkommnisse, die mit Sport nicht mehr das mindeste zu tun haben. Den Massen dient ein Spiel als Ventil, um ungehemmt Zustimmung oder Misstrauen in aller Öffentlichkeit kundtun zu können. Die Leidenschaften der Zuschauer, die nicht gerade dazu angetan sind, dem Fußballspiel neue Freunde zu gewinnen, sind ein besonderes Kapitel des modernen Sportlebens. Es soll dabei dahingestellt bleiben, ob nicht auch der Sport mit den Auswüchsen des Berufssports etwas dazu beigetragen hat. Denn es lässt sich nicht verleugnen, dass der Sport oft auch zum Geschäft geworden ist, das den Spieler als Handelsware behandelt und allzu leicht vergisst, dass es Menschen sind, die sich mit ihrem hohen Können für dieses "Geschäft" zur Verfügung stellen.

Und trotz allem, der Fußball rollt. Und vor allem die Jugend wird immer wieder voller Begeisterung dem Ball nachjagen, allein um des Spieles willen.