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Nur Gewinner beim 18. Hallenturnier für Menschen mit Handicap

Gelungenes Turnier für Menschen mit Handicap

13.01.2024

BNN Bericht von Ralf Joachim Kraft

Gaggenau. „Hey, warum hast du den Ball nicht abgegeben?“, ruft ein Spieler seinem Teamkollegen nach einem misslungenen Torschuss zu. Kurz darauf erkämpft er sich einen schon verloren geglaubten Ball, zieht ab und schon knallt das Runde ins Eckige, dass es nur so kracht. Der gegnerische Keeper ärgert sich über das Gegentor und flucht. Auf der anderen Seite: Jubel, Abklatschen, Umarmung.

Kicken mit Herz und Leidenschaft ist am Samstag Trumpf in der Jakob-Scheuring-Halle in Ottenau. Und wie immer gibt es auch bei der 18. Auflage des Hallenturniers für Menschen mit Handicap nur Sieger. Rupert Felder, Vorsitzender der Lebenshilfe Rastatt/Murgtal, sitzt zusammen mit Reiner Rieger, dem Vorsitzenden des SV Michelbach, auf einer Bank neben dem Tor und ist beeindruckt, wie ehrgeizig hier um jeden Ball gekämpft wird.

Alle auf dem Spielfeld haben Spaß und zeigen vollen Einsatz. Fairplay, Toleranz und Zusammenhalt stehen beim Turnier für Menschen mit geistiger und körperlicher Behinderung im Vordergrund. Wichtig ist das Miteinander, das Dabeisein und die Freude am Fußballspiel. „Die Ergebnisse sind zwar eher zweitrangig, aber jeder kommt natürlich hierher, um zu gewinnen. Das ist doch klar. Und jeder ist stolz auf den Sieg“, sagt Beate Rieger vom SV Michelbach.

Sie ist die Initiatorin und Hauptorganisatorin der landesweiten Sportveranstaltung, die der SVM seit Januar 2005 in Kooperation mit den Murgtal-Werkstätten der Lebenshilfe ausrichtet. „Mit dem Herz in der Hand und der Leidenschaft im Bein“ lautet das Motto des Turniers, bei dem es darum geht, den Menschen mit Handicap einen unvergesslichen Tag zu bereiten. Der Eintritt ist frei. Schirmherr ist OB Michael Pfeiffer.

Wie in den Vorjahren dreht der SWR einen Beitrag für die Landesschau. In der Halle herrscht Hochbetrieb. Menschen mit und ohne Behinderung erleben hier gemeinsam einzigartige Momente. Gelebte Inklusion. Die Veranstalter freuen sich über die Teilnahme von 15 Mannschaften mit rund 180 Spielern und Betreuern aus ganz Baden-Württemberg. „Viele finden immer wieder den Weg nach Ottenau“, sagt Rieger. „Rising Phoenix Karlsruhe und der Friedrichshaller Sportverein sind neu dabei.“

Vor rund 500 Zuschauern liefern sich die Kickerinnen und Kicker packende Spiele und stellen ihr fußballerisches Können unter Beweis. Ob talentiert oder sportlich weniger begabt – alle sind hoch motiviert und mit Feuereifer dabei, freuen sich ausgelassen, fluchen, feuern sich gegenseitig an, feiern nach dem Abpfiff.

„Dass sie sich präsentieren, im Wettbewerb gegeneinander antreten und zeigen können, dass auch sie wichtig sind und nicht im Abseits stehen, ist für die Menschen enorm wichtig“, betont Martin Bleier, Geschäftsführer der Lebenshilfe Rastatt/Murgtal. „Das fördert das Selbstbewusstsein und stärkt das Selbstwertgefühl.“ Viele Teilnehmer hätten überdies einen starken Bezug zu diesem Sport.

Monica Grässle, Sportlehrerin bei der Lebenshilfe, sagt: „Fußball bedeutet den Leuten unglaublich viel, und das Turnier hat für sie einen hohen Stellenwert.“ Die beiden Spieler Markus Bauer (39) und Peter Rajewski (36) können das nur bestätigen. Wie viele andere fiebern sie jedes Jahr der Veranstaltung entgegen.

„Fußball ist eine gute Sportart und die Vorfreude auf dieses Turnier ist immer groß“, sagt FC Bayern-Fan Bauer. Wie er geht auch KSC- und Kaiserslautern-Fan Rajewski gerne ins Stadion. „Ich habe schon als Kind Fußball gespielt, trainiere heute einmal pro Woche, spiele fast von Beginn an bei diesem Turnier mit und finde es toll, dabei sein zu können“, verrät Rajewski, der sich schon auf die Endspiele freut.

Gegen Ende des Turniertags werden die Sieger in drei Leistungskategorien ermittelt. In Gruppe A setzt sich das Team der Selbsthilfe Köpfchen Freiburg mit 3:1 Toren gegen ATW Mannheim durch. In Gruppe B besiegt der Friedrichshaller Sportverein die Lebenshilfe Bruchsal 1 mit 3:1. Und in Gruppe C behauptet sich die Lebenshilfe Bruchsal 2 gegen die Caritas Knipser Freiburg 2 mit 1:0.

Mit Unterstützung zahlreicher Sponsoren erhält jeder Sportler bei der Siegerehrung mehrere Erinnerungspreise, nämlich Ball, T-Shirt, Medaille und Urkunde. „Allein die Herzlichkeit, Offenheit, Dankbarkeit und Freude der Teilnehmer ist den Einsatz wert. Für uns ist dieses Turnier eine Herzensangelegenheit“, betont Organisatorin Beate Rieger. „Und es wird auch dann fortgesetzt, wenn es kein Aktiven-Hallenturnier mehr geben sollte.“

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